Ashtanga-Yoga (2)
Ashtanga bedeutet „Acht Teile“ (Ashta Anga). Dieser achtteilige Pfad des Yoga ist relativ „technisch“.
Die einzelnen Teile oder Stufen sind:
a) Yama (essenzielle ethische Verbote, Beherrschen der eigenen Sinne, Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit usw.)
b) Niyama (hilfreiche Elemente wie einfaches Leben, Gottvertrauen, innere und äußere Sauberkeit usw.)
c) Asana (Körperstellungen)
d) Pranayama (Atembeherrschung)
e) Pratyahara (Zurückziehen der Sinne von der Außenwelt)
f) Dharana (Konzentration)
g) Dhyana (Meditation)
h) Samadhi (vollständige Versenkung in das Objekt der Meditation)
Was landläufig als Yoga bekannt ist, ist eigentlich nur das Praktizieren von Asanas und teilweise von Pranayama. Wer also „nur“ Asanas und Pranayama praktiziert, nutzt zwar Elemente des Yoga-Systems, praktiziert aber streng genommen gar nicht Yoga im eigentlichen Sinne bzw. bleibt auf einer technischen Stufe stehen.
Dieser achtteilige Pfad ist für Normalmenschen ein äußerst schwierig zu praktizierendes System, wenn es korrekt ausgeführt wird. Der Grundgedanke besteht hierbei für den Yogi, ein sehr einfaches und gewaltloses Leben zu führen, die Sinne und den Atem schrittweise unter Kontrolle zu bringen und dadurch die geistigen Tätigkeiten zu beruhigen, sodass der Yogi sich ohne Ablenkung auf sein Objekt der Meditation konzentrieren, darüber meditieren und sich letztlich völlig darin versenken kann. Das eigentliche Objekt der Meditation ist den authentischen Yoga-Schriften zufolge hierbei die Höchste Seele (auch Ischvara genannt), die im Herzen jedes Lebewesen als Paramatma (Überseele) zugegen ist.
Bei diesem Yoga-Vorgang wird im Prinzip mit der Beherrschung von Körper und Sinnen begonnen, dann wird der unruhige Geist (Denken, Fühlen Wünschen) unter Kontrolle und zur Ruhe gebracht, und zunehmend wird der Fokus immer mehr und ohne Abweichung nach Innen ins Innerste des Herzens gerichtet. Dies setzt voraus, sich komplett aus dem gesellschaftlichen Leben herauszuziehen, sich an einem einsamen und ungestörten Ort zurückzuziehen und ausschließlich mit diesem Vorgang zu befassen. Somit ist der Weg des Ashtanga-Yoga für unsere Zeit kaum praktikabel, da es kaum noch Orte gibt, an die wir uns völlig ungestört zurückzuziehen können, und da wir vor allem in unserer schnelllebigen und unruhigen Zeit von vornherein nicht die innere Kraft und Entschlossenheit haben, die für dieses asketische Yoga-System erforderlich sind.
Natürlich können wir dennoch einige Elemente und Prinzipien dieses besonderen Yoga-Systems in unserem Leben unterstützend übernehmen und anwenden. Durch das Praktizieren von Bhakti-Yoga können wir jedoch das eigentliche Ziel von Ashtanga-Yoga und mehr erreichen. Zugleich ist Bhakti-Yoga auf eine gewisse Weise viel einfacher und natürlicher für uns.